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Hintergrund: Water Margin (Shuǐhǔ Zhuàn, 水浒传)

Die älteste existierende Fassung ist ein gedruckter, 100 Kapitel umfassender Text aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Die 108 Helden dieser Erzählung werden in zwei Kategorien eingeteilt: 36 Himmlische Geister (Heavenly Spirits / Heavenly Chieftains) und 72 Irdische Krieger (Earthly Warriors / Earthly Fiends).

105 von ihnen sind Männer, 3 sind Frauen.

„Water Margin“ („Wasserufergeschichte”), auch als „Outlaws of the Marsh“ („Gesetzlose des Sumpfs”) bekannt (in deutscher Übersetzung von Franz Kuhn „Die Räuber vom Liang Schan Moor“), ist eine der vier klassischen Erzählungen Als die vier klassischen Romane der chinesischen Literatur gelten:
- das Sānguó Yǎnyì - um 1390 - (Die Geschichte der Drei Reiche)
- das Shuǐhǔ Zhuàn - um 1573 - (Die Räuber vom Liang Schan Moor)
- das Xī Yóu Jì - 1590 - (Die Reise nach Westen)
- das Hóng Lóu Mèng - um 1750 bis 1792 - (Der Traum der roten Kammer)
der chinesischen Literatur. Sie beschreibt die Abenteuer, Taten, Prüfungen und den Niedergang von 108 gesetzlosen Kriegern während des frühen 12. Jahrhunderts.

Die Verfasserschaft an „Water Margin“ wird Shi Nai'an (施耐庵) und Luo Guanzhong (羅貫中) zugeschrieben.


Die 36 Himmlischen Geister sind:

Song Jiang, Lu Junyi, Wu Yong, Gongsun Sheng, Guan Sheng, Lin Chong, Qin Ming, Huyuan Zhuo, Hua Rong, Chai Jin, Li Ying, Zhu Tong, Lu Zhishen, Wu Song, Dong Ping, Zhang Qing, Yang Zhi, Xu Ning, Suo Chao, Dai Zhong, Liu Tang, Li Kui, Shi Jin, Mu Hong, Lei Heng, Li Jun, Ruan Xiaoer, Zhang Heng, Ruan Xiaowu, Zhang Shun, Ruan Xiaoqi, Yang Xiong, Shi Xiu, Xie Zhen, Xie Bao, Yan Qing

Die 72 Irdischen Krieger sind:

Zhu Wu, Huang Xin, Sun Li, Xuan Zan, Hao Si-wen, Han Tao, Peng Qi, Shan Ting-gui, Wei Ding-guo, Xiao Rang, Pei Xuan, Ou Peng, Deng Fei, Yan Shun, Yang Lin, Ling Zhen, Jiang Jing, Lu Fang, Guo Sheng, An Dao-quan, Huangfu Duan, Wang Ying, Hu San Niang, Bao Xu, Pan Rui, Kong Ming, Kong Liang, Xiang Chong, Li Gun, Jin Da-jian, Ma Lin, Tong Wei, Tong Meng, Meng Kang, Hou Jian, Chen Da, Yang Chun, Zheng Tian-shou, Tao Zong-wang, Song Qing, Yue He, Gong Wang, Ding De-sun, Mu Chun, Cao Zheng, Song Wan, Du Qian, Xue Yong, Shi En, Li Zhong, Zhou Tong, Tang Long, Du Xing, Zou Yuan, Zou Run, Zhu Gui, Zhu Fu, Cai Fu, Cai Qing, Li Li, Li Yun, Jiao Ting, Shi Yong, Sun Xin, Gu Dasao, Zhang Qing, Sun Er Niang, Wang Ding-liu, Yu Bao-si, Bai Sheng, Shi Qian, Duan Jing-zhu


Handlung

Spoiler-Warnung: Im Folgenden werden wesentliche Elemente der Handlung beschrieben, einschließlich des Schlusses.

Eh man sich’s versieht, können einem bis dato vom Glück Begünstigten durch Neider Fallen gestellt werden, in deren Konsequenz Verbannung oder sogar die Hinrichtung drohen. Auf der anderen Seite zeichnen sich viele der Helden durch ein Temperament aus, das cholerisch zu nennen Untertreibung wäre und das sich im Zusammenhang mit reichlich Alkohol oft in spontaner Gewalttätigkeit äußert, die mit dem Tod des jeweiligen Gegenübers endet. Woraufhin schleunigst das gewohnte Leben aufgegeben, Haus und Hof verlassen und die Flucht angetreten werden muss. Dabei kann man aber immer auf die Unterstützung durch Freunde, Bekannte und Verwandte zählen; nicht zuletzt auf den eigenen Ruf, der auch Unbekannte zu Hilfeleistungen ganz erstaunlicher Arten bewegt.

Die Helden der Erzählung sind fast immer zunächst gesetzestreu, vielfach beamtet, angesehen, oft gebildet oder in der Waffenkunst ausgebildet und in der Regel auch gut betucht.

Dabei muss man berücksichtigen, dass das gegebene historische politische und wirtschaftliche System im Grunde nur durch mannigfaltige Abstufungen und Varianten von Korruption und Vetternwirtschaft überhaupt funktioniert.

So ist der Grat zwischen Gnade und Ungnade schmal und die Übergänge zwischen Gesetzestreue und Verbrechen sind fließend, je nach Großwetterlage und Tagesstimmung der lokalen und regionalen Machthaber.

Obwohl sie in Robin-Hood-Manier auch mal den Reichen nehmen und den Armen geben, versorgen sie sich vorrangig selbst reichlich und sind dabei in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich.

Manche der späteren Häuptlinge werden listenreich dazu gebracht, sich den Gesetzlosen anzuschließen, indem man sie in Konflikt mit der Staatsmacht bringt oder ihre Familien tötet.

Es wird schonungslos Rache geübt, Unbeteiligte werden in beträchtlicher Zahl niedergemacht, gefangene Feinde werden genüsslich gefoltert und auch schon mal streifchenweise verspeist.

Diesem Grundmuster folgend, finden sich die Verfolgten allmählich im Liang schan Moor ein, wo sie als Häuptlinge unter der Führung von Song Jiang ein gut ausgerüstetes und starkes Heer von zunächst mehreren hundert, später sogar tausend Räubern befehligen, durch geografische Unzugänglichkeit vor der Obrigkeit gut geschützt.

Die Water Margin Helden sind nicht etwa selbstlose Gutmenschen, die zu Unrecht verfolgt werden und hehren Idealen verpflichtet sind (auch wenn sie das von sich glauben); sie sind tatsächlich das, was der Titel der deutschen Übersetzung sagt: Räuber.

Nicht gemeiner Verrat am Kaiser, sondern berechtigte Auflehnung und Notwehr gegen schmutzige Schranzen und unwürdige Beamte haben mich zum Rebellen gemacht. Nur unter dem Zwang der Umstände habe ich mir das Liang schan Moor zeitweilig zur Freistatt gewählt und warte bloß auf einen kaiserlichen Gnadenerlaß, um wieder die Sache des Throns zu meiner Sache zu machen.(Franz Kuhn: „Die Räuber vom Liang Schan Moor“, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1975, S. 839 f.)

Nachdem sich die Häuptlinge zusammengefunden haben, beschließen sie, offen gegen die korrupte Regierung des Kaisers zu rebellieren.

Sie überziehen in der Folge weite Gebiete mit Kampfhandlungen und setzen die Staatsgewalt unter Druck.

Jedoch verfolgt der Anführer Song Jiang letztlich nicht das Ziel, den Kaiser zu stürzen, sondern diesen zu einer Amnestie zu bewegen:

Ihre Zahl hat sich jedoch durch verlustreiche Feldzüge deutlich dezimiert; die meisten sind im Kampf gefallen, einige haben sich auch aus dem Geschehen zurückgezogen. Nur 27 der ehemals 108 Helden knien schließlich an den Stufen des Drachenthrons nieder, um dem Kaiser zu huldigen. Sie werden wie versprochen mit einträglichen Ämtern und Pfründen belohnt.

Alte Feinde unter den kaiserlichen Schranzen jedoch geben sich mit diesem Status Quo nicht zufrieden und führen einen Anschlag mit vergiftetem Wein auf Song Jiang aus, dem dieser zum Opfer fällt. Vom Himmelssohn wird er posthum in den Adelsstand erhoben. Im Liang schan Moor lässt der Kaiser zudem einen „Tempel des wiederversöhnten Helden“ errichten. Dieser wird eine oft besuchte Wallfahrtsstätte.

Der Kaiser sträubt sich lange, den Rebellen Amnestie zu gewähren, jedoch schart Song Jiang mit der Zeit die fähigsten Militärs des ganzen Reichs um sich und wird praktisch unbesiegbar.

Schließlich lenkt der Himmelssohn ein und gewährt den Gnadenerlass, der den Rebellen Straffreiheit zusichert und die 108 Häuptlinge huldvoll an den Hof beruft.

Der Kaiser beauftragt sie, die nördlichen Reichsgrenzen gegen die Einfälle der Liao Tartaren zu verteidigen und verspricht, sie nach der Erfüllung dieses Auftrags mit würdigen Ämtern und Posten zu belohnen.

So ziehen die ehemaligen Rebellen als kaiserliche Truppen gen Norden. Nach vollendetem Auftrag kehren die Kämpfer an den Hof zurück.


Literaturtipps:

Deutsche Übersetzung von Franz Kuhn:

Die Räuber vom Liang Schan Moor

ISBN 3458318917.


Englische Übersetzung von Sideny Shapiro
(bilingual chinesisch-englisch):

Outlaws of the Marsh

ISBN: 7119024094



Verfilmung auf DVD:

Die Rebellen vom Liang Shan Po
Erste Staffel: Episode 01-13 (6 DVDs)


Die Rebellen vom Liang Shan Po
Zweite Staffel: Episode 14-26 (6 DVDs)



Quellen:
Wikipedia englisch, Wikipedia deutsch, China-on-site
Franz Kuhn (Übers.): "Die Räuber vom Liang Schan Moor", Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1975


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